Unsere Gründungsgeschichte
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Kultursensible Begleitung in der Hospiz- und Palliativarbeit
Offenbach ist die Stadt in Deutschland mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund, 159 Nationalitäten leben hier zusammen. Liegt der Migrantenanteil im Bund bei 21 Prozent und in Hessen bei 28 Prozent, so haben in Offenbach 60,8 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund. 51,2 Prozent der offiziell in Frankfurt am Main gemeldeten Einwohner haben ebenso einen Migrationshintergrund somit in der Mehrheit. So wie die Lebensgeschichte des Einzelnen vielfältig und bunt ist, so unterschiedlich sind auch die Beweggründe für die Zuwanderung des Einzelnen.
Es ist ersichtlich, dass in Hessen 2016 gut 6,2 Mio. Menschen lebten, von denen 30,2% einen Migrationshintergrund hatten. Damit bekleidet Hessen bundesweit den 2. Rang bzgl. des Anteils der Bevölkerung mit Migrationshintergrund unter den Ländern bzw. Rang 1 der Flächenländer. Zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund (67,2%) sind selbst zugewandert.
In Hessen umfasst die Bevölkerung mit Migrationshintergrund fast 1,9 Mio. Menschen. Gut 4,3 Mio. Menschen haben keine derartige Zuwanderungsgeschichte. Eine große Gruppe der Bevölkerung mit Migrationshintergrund sind in Hessen lebende Ausländer. Ihre Anzahl beträgt nach dem Mikrozensus 910.000, das entspricht einem Anteil von 14,7% an der Bevölkerung.4 Die größte Gruppe der Bevölkerung mit Migrationshintergrund sind jedoch Personen, die eine familiäre Zuwanderungsgeschichte haben, aber die deutscher Staatsbürgerschaft besitzen – z.B. durch Einbürgerung. Sie machen über die Hälfte (51,3%) der Personen mit Migrationshintergrund aus.
Durch die wachsende Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland und der Alterung der ersten Generation der Migranten ist der Bedarf einer transkulturellen Sterbebegleitung ersichtlich deutlich geworden.
Leben in der neuen Heimat bedeutet dabei für viele auch Sterben in der neuen Heimat. Doch was ist, wenn durch das ursprünglich Vertraute, über Krankheit, Sterben und Tod vermeintlich anders gedacht und gesprochen wird? Wenn Schmerz, Trauer und Verzweiflung seinen Ausdruck anders findet?
In unserer pluralistisch geprägten, multikulturellen Gesellschaft werden Institutionen wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Altenheime und Justizvollzuganstalt zu Orten, an denen unterschiedliche religiöse Bedürfnisse und ethische Werte eine besondere Herausforderung darstellen.
Eine schwere Diagnose ist für einen Mitmenschen ein relevanter Einschnitt in sein bisheriges Leben. Das soziale Gleichgewicht dieses Menschen selbst sowie seiner Zu- und Angehörigen kann dadurch aus den Fugen geraten.
Denn ein Mensch mit einer unheilbaren Krankheit erfährt nicht nur in physischer, sondern auch in seelischer Hinsicht Schmerzen. Dadurch entsteht oft das Bedürfnis nach einer Begleitung.
Doch Menschen mit Migrationshintergrund und zusätzlichen Sprachbarrieren die an schwerer Krankheiten sowie in Trauma-, Not- und Krisensituationen leiden, fehlt bisher oft die Infrastruktur, die eine bedarfsgerechte Begleitung durch ausgebildete Fachleute ermöglicht. Fachleute, die die Sprache des betroffenen Menschen sprechen und den gleichen kulturellen und religionsspezifischen Hintergrund haben. Durch diesen Mangel entstehen zusätzliche Ängste und Nöte.
Hospizbegleitung für Menschen mit Migrationshintergrund
Entsprechend ihrer Werte sowie kultureller und religiöser Bedürfnisse möchten wir Menschen mit Migrationshintergrund – durch kultursensible Begleitung am Lebensende – Raum und Halt geben, ihre aktuelle Lebensphase zu gestalten. Dabei ist es uns ein Anliegen, bedarfsgerechte Pflege und notwendige psychosoziale Begleitung in Muttersprache, durch kulturspezifische Betreuungskonzepte zu gewährleisten. Unsere Hospizbegleiterinnen und -begleiter, die in transkultureller Kompetenz geschult sind und selbst Migrationshintergrund haben, unterstützen uns dabei unser Konzept umzusetzen.
Durch die kultursensible Begleitung möchten wir erreichen, dass um Betroffene und ihre Angehörigen herum ein vertrautes Umfeld geschaffen wird. Zusätzlich wirken wir aktiv in themenbezogenen Arbeitskreisen mit, tauschen uns regelmäßig mit verschiedenen Institutionen aus, und schulen und beraten interne sowie externe Versorger zum Thema kultursensible Begleitung. Aus diesem Grunde wurde 2018 Barmherzige Begleitung e. V. gegründet. Das Ziel unseres gemeinnützigen Vereins ist, zunächst in Frankfurt und Offenbach, professionelle transkulturelle Sterbebegleitung zu leisten.